Im vergangenen Jahr haben die tunesische Stadt Monastir und Münster eine sog. “Kommunale Klimapartnerschaft” geschlossen. Mit diesem Projekt sollen die fachliche Zusammenarbeit deutscher Städte, Landkreise und Kommunen mit Kommunen aus Afrika, Asien und Lateinamerika in den Bereichen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung gestärkt werden. In Münster wird die Gründung seit einigen Jahren geplant und ist seit kurzem auch als konkrete Maßnahme in die städtische Nachhaltigkeitsstrategie aufgenommen worden.
Die Stadt Münster schreibt in ihrer Pressemitteilung zum ersten Strategietreffen der Steuerungsgruppe:
“Die im vergangenen Jahr besiegelte Klimapartnerschaft zwischen Münster und der tunesischen Partnerstadt Monastir wird von beiden Partnern sehr aktiv gelebt. Jetzt traf sich die hochkarätig besetzte Steuerungsgruppe zu Gründung und zum ersten Austausch. Ihre Aufgabe ist es, die Kernziele der Klimapartnerschaft abzustimmen sowie den strategischen Prozess zur Entwicklung eines Handlungskonzeptes bis Mai 2021 und den langfristigen Prozess der Umsetzung zu lenken. Oberbürgermeister Markus Lewe betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung der Partnerschaft und die vielen Ansatzpunkte für eine intensivere Kooperation zum Schutz des Klimas.
Im Fokus der ersten Sitzung stand der Expertenbesuch im August 2019 in Monastir. Der Leiter der Abfallwirtschaftsbetriebe, Patrick Hasenkamp, Fachstellenleiterin Birgit Wildt (Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit), Abteilungsleiter Berthold Reloe und Fachstellenleiterin Sonja Kramer (Amt für Mobilität und Tiefbau) sowie Projektkoordinatorin Nina Dohr (Büro für Internationales im Amt für Bürger- und Ratsservice) berichteten von den Herausforderungen im Zeichen des Klimawandels für die wachsende Universitätsstadt am Golf von Hammamet.
Starkregen, Überschwemmungen und extreme Trockenheit prägen die Küstenstadt. Eine Klimakonferenz dort hat eine vollständige Vermessung der Stadt nebst Dokumentation von Niederschlägen, Erosion und Überschwemmungen in die Wege geleitet. Sie ergab viele Parallelen zu den Herausforderungen für das Amt für Mobilität und Tiefbau nach den sintflutartigen Regenfällen in Münster im Juli 2014. Mit wachsendem Bevölkerungsdruck und der natürlichen Grenze der Halbinsel durch Meer und Salinen steht Monastir vor der Herausforderung, eine Strategie zur Nachverdichtung zu entwickeln die Klimaaspekte berücksichtigt. Hier sehen die Experten beider Kommunen vielfältige Schnittpunkte für einen Wissensaustausch. Münster könne gerade in Zeiten zunehmend heißer Sommer sehr vom tunesischen Know-How profitieren, etwa durch angepasste Bauweisen, Farb- und Materialwahl bei Gebäuden.
Bei der Begehung der Abfalldeponien, des Fuhrparks der städtischen Abfallentsorgung sowie bei Vorstellung der Abfallkonzepte beider Städte wurde schnell klar, dass akuter Handlungs- und Austauschbedarf in Monastir besteht. So wurde vereinbart, Monastir bei zwei Pilotvorhaben zur Einführung eines Mülltrennungssystems und eines Recyclinghofes mit Wissen zu unterstützen.
Themen wie Resilienz gegen Starkregen, nachhaltige Stadtplanung und Energie-Effizienz oder Abfallwirtschaft wurden beim Aufenthalt in Monastir vertieft. In der Steuerungsgruppe einigte man sich auf konkrete Kooperationen auf Augenhöhe. Unter Moderation des Leiters des Amtes für Bürger- und Ratsservice, Jürgen Kupferschmidt, wurden noch viele weitere Themen für die Bearbeitungsliste und Projektarbeit angesprochen.
In der Steuerungsgruppe sind kommunale Experten der Abfallwirtschaft, Fachleute, die sich mit Starkregenereignissen, extremer Trockenheit und nachhaltiger Stadtentwicklung auskennen, sowie Vertreter der Ratsfraktionen, Universität, Fachhochschule, des Beirates für kommunale Entwicklungszusammenarbeit, des Freundeskreises Münster-Monastir e.V. und des Overberg-Kollegs mit seiner Schulpartnerschaft in Monastir vertreten. Koordiniert und moderiert wird die Arbeit durch das Amt für Bürger- und Ratsservice.”