Ein Platz an der Sonne. Der lange Schatten der deutschen Kolonialzeit

Ein Platz an der Sonne. Der lange Schatten der deutschen Kolonialzeit

Der Slogan „Ein Platz an der Sonne“, mit dem die Fernsehlotterie vor allem in den
1960er Jahren erfolgreich für den Erwerb ihrer Lose warb, wurde bereits 1897 von
dem damaligen Reichskanzler von Bülow in die politische Diskussion eingebracht. In
einer Parlamentsdebatte über den deutschen Kolonialismus forderte er: „Wir wollen
niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der
Sonne.“
Das Deutsche Kaiserreich beanspruchte Kolonien in Asien und Afrika. So wie die
Kolonialmächte Großbritannien oder Frankreich. Deutschland strebte nach
Weltgeltung, wollte sich Rohstoffquellen und Absatzmärkte erobern und in Zeiten
hoher Geburtenraten Räume für Auswanderung schaffen. Dass Menschen in den
Kolonien mit ökonomischen und militärischen Mitteln in den kolonialen Schatten
gedrängt wurden, wurde billigend in Kauf genommen. Das deutsche Kaiserreich
beging Völkermord an den Herero und Nama, die Verantwortlichen galten vielen in
Deutschland als Helden.
Die koloniale Vergangenheit prägt die Welt noch heute. Die Nachkommen der Herero
und Nama beispielsweise fordern Entschuldigung und Entschädigung von
Deutschland. Verschiedene afrikanische Staaten verlangen die Rückgabe geraubter
Kunstschätze aus europäischen Museen. Und was besonders wichtig ist: Die
Gesellschaften früherer Kolonien dringen auf fairen Handel mit Europa, auf
angemessene Preise für ihre Rohstoffe und Produkte.
In Deutschland ist das historische Bewusstsein für die eigene Kolonialgeschichte
kaum entwickelt. Nur kurz sei sie gewesen und habe kaum Bedeutung für die
Gegenwart – das ist die weit verbreitete Sicht, für die es neben ökonomischen
Interessen weitere Gründe gibt. In der gesellschaftlichen Debatte spielt eine Rolle,
dass der Anteil der nicht-weißen Bevölkerung wächst, aber ihre Repräsentanz in
Politik, Wirtschaft oder Medien nicht entsprechend zunimmt. Ressentiment und
Benachteiligung, Rassismus und Diskriminierung sind auch die Folgen des noch
nicht ausreichend aufgearbeiteten kolonialen Kapitels deutscher Geschichte.
Wie bedrohen koloniale Kontinuitäten unsere Zukunftsfähigkeit? Warum wiegen die
Erblasten des Kolonialismus noch immer so schwer? Warum und wie sollten sie im
allgemeinen Interesse überwunden werden?

Um auf solche Fragen Antworten zu finden und so den gesellschaftlichen
Zusammenhalt zu stärken, möchten wir mit dem Vortrag von Serge Palasie,
Fachpromotor für Entwicklungspolitische Bildungsarbeit, eine Diskussion beginnen,
die wir in der nächsten Zeit in Münster und im Münsterland durch verschiedene
Aktionen und Veranstaltungen weiter voranbringen möchten.
Wir laden alle Interessierten ein, sich mit der (deutschen) Kolonialgeschichte
auseinanderzusetzen, um mit einer lebendigen Erinnerungskultur eine gemeinsame
Zukunft aufzubauen.

Eine Kooperationsveranstaltung von Iriba-Brunnen e.V. und afrikanische Perspektive
e.V.

Programm
18:30 à Begrüßung
18:45 à Input Vortrag
19:20 à Austausch und Diskussion

TERMIN
Mittwoch, 16. November 2022, 18:30 Uhr
ORT
Begegnungszentrum Meerwiese, An der Meerwiese 25, 48157 Münster

EINTRITT
Der Eintritt ist frei

KOOPERATION
Eine Kooperationsveranstaltung von Iriba-Brunnen e.V. und afrikanische Perspektive
e.V.